. . . ich habe in einem blog einen interessanten beitrag gelesen.
dazu habe ich eine meinung, die ich aber dort nicht als kommentar einstellen will, sondern hier, für mich festhalte.
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ich bin nicht mehr schlank
Ich habe ja schon lange in den näherinnen-blogs gelesen, geguckt, bestaunt, bewundert aber auch oft beseufzt.
das seufzen hat zwei richtungen;
– die eine ist: ich wünschte ich wäre rundum dick (nein, nicht wirklich- aber das erkläre ich noch) oder endlich wieder so schlank, wie ich bis 40 war.
– und die andere ist: die kritische, wo ich denke „wie kann frau nur mit derartiger unkritischer selbsteinschätzung so was anziehen? Das sieht doch genaugenommen und ehrlich gesagt sch . .* “ aus.
möglicherweise kann frau sich das selber schön reden, wenn sie es denn im grunde gar nicht anders kennt. also, ein leben lang „dick“ war und ist.
ich schaffe dieses schönreden für mich nicht.
ich hadere entsetzlich mit meinem (tatsächlichem) kuchen-bier-bauch.
ich habe unglaublich viele klamotten die mir aber alle nicht mehr passen, die wunderschön sind – ich aber nur angucken kann.
und aus genau diesem grunde habe ich vor zwanzig jahren das bekleidungs-nähen eingestellt.
es wurde zu viel arbeit bzw es sah dann einfach nicht mehr halb so schick aus, wie es auf dem schnitt aussah.
obenherum (damals) immerhin noch eine 40er größe und ab dem bauch 44.
heute ist es oben herum auch eher 44 – der busen ist so entsetzlich groß geworden. ( ich hasse diesen großen busen!) – und den bauch darunter der eine gute 46
beansprucht.
gäbe es auch entsprechend dicke arme und/oder beine würde das alles zusammenpassen.
gibt es aber nicht.
arme und beine sind nach wie vor dünn bzw. schlank.
so wie es jetzt ist, ist es eine katastrophe.
die silhouette – von vorne – macht nach wie vor einen großen und schlanken eindruck.
aber wehe, es folgt eine seitenansicht . . .
ich habe einen sehr kritischen spiegelblick und ich kann mir meinen anblick nicht schönreden.
das konnte ich aber auch nicht, solange ich als Bohnenstange durch die gegend lief, bis anfang 40.
ich hätte im grunde kindergrößen tragen müssen, nur waren die immer mit zu kleinen armausschnitten, bzw eben nicht der körpergröße von 173 cm gerecht.
das war auch ein problem.
ich habe immer gesagt, dass es auch ein ziemliches handycap sein kann, groß und dünn zu sein.
insbesondere wenn dann auch noch arme und beine je15 cm länger als durchschnittliche DOB-konfektionsgrößen sind.
und das ist heute das gleiche problem, auch bei einer bluse in 44 sind die ärmel zu kurz.
mit anderen worten; es böte sich an, dringlichst sogar, selber zu nähen.
aber wie gesagt, mir ist die lust ein wenig verhagelt auf grund dieser körperlichen „unmaße“.
oberarme in größe 44 schlackern um die dünnen arme und an den handgelenken fehlen 15 cm . . . wie eh und jeh.
und was mir am meisten die lust aufs nähen nimmt: die stoffpreise für sehr gute qualitäten.
denn diesen „ganzen billigen“ ( der teilweise in geldwert auch überteuert sein kann) stoff, den es in rauen mengen „überall“ zu kaufen gibt, nein, mit dem möchte ich absolut nicht arbeiten.
da täte es mir um meine zeit echt leid.
ich stamme aus einer nähzeit vor den 90ern.
da gab es damals noch (durch)gewebte muster mit vorgefärbtem garn. nicht wie heute, aufgespritze, gedruckte muster >>> http://de.wikipedia.org/wiki/Digitaler_Textildruck
es gab stoffe ( in fast jeden kaufhaus) verschiedenster arten.
über zarteste baumwolle = toille, batist, voile, musselin; baumwoll-satins, seiden georgettes, echten seiden-organza, seiden-chiffon und ganz gewöhnliche gewebte und/oder bedruckte baumwolle, nessel, und echte wollqualitäten.
das was ich im november auf dem sog. stoffmarkt Maybachufer gesehen und gefühlt habe, hat mich erschauern lassen.
nicht einen einzigen zentimeter ( mit ausnahme der verschiedenen nesselqualitäten) werde oder würde ich je dort erwerben.
die mitte der 80er jahre aufkommende Viskose war damals ein wirklich schöner preiswerter stoff in der qualität zwischen reiner baumwolle und seide angesiedelt. Und ebenfalls mehrheitlich durchgewebte muster – aber auch schon bedruckte qualitäten gab es.
damals waren die bedruckten noch hautsympathisch, atmungsaktiv.
wenn ich heute farbige, gemusterte viskose kaufe ( in form von konfektionsbekleidung) dann ist das zu 99,9% bedruckt und noch dazu mit farben, die nicht atmungsaktiv sind.
Viskose hat heute im grunde mit dem was sie mal war, nichts mehr zu tun.
auch das ist schade.
zurück zum thema dick oder nicht, und warum ich (nicht mehr) selber nähe.
das anpassen der mittlerweile extrem-teuren schnitte finde ich für mich ( und meine figurprobleme) zu aufwendig, teilweise auch unmöglich.
und im grunde könnte ich mit den schnitten sowieso nichts anfangen weil die stoffempfehlungen haben, die ich nicht (wörtlich genommen) anfassen kann und will.
fazit: ich bin nicht wirklich dick – aber ich bin extrem unzufrieden mit meiner figur.
Ich kann Dir nur zustimmen,die Stoffqualitäten sind nicht mehr so das Pralle ,bin etwas jünger als Du aber
habe früher viel bei Rossbach und Risse eingekauft. Leider waren die Stoffe sehr teuer. Ich erinnere mich noch genau an die Preise Anfang der Achtziger Jahre. Da kamen die Stoffe so im Schnitt um die 30 DM und mehr.Wenn man den heutigen Verdienst im Vergleich gegenüberstellt,müßten sie heute bei 50 euro und mehr liegen.
Aber wer kauft heute in der Preislage noch Stoffe ?
Ich hatte übrigens die gleiche Nähmaschine wie du ,nur ohne Freiarm.Ich ersetzte sie später durch eine Pfaff und nähe bis heute mit ihr.
Liebe Grüße Bille